Katzenleukämie, FIV,
FIP...
Immer
häufiger treten auch bei Katzen Viruserkrankungen auf, die das Immunsystem
schädigen oder zerstören. Große Verwirrung herrscht bei vielen Katzenbesitzern,
da es hier mehrere Krankheiten gibt, die sich ähneln und die auch
noch ähnlich heißen.
Erfreulich zu wissen:
Alle drei Infektionen sind NICHT auf Menschen oder auf andere Tiere
übertragbar!
Wichtigste Krankheit ist die FeLV - Infektion.
Früher wurde diese Krankheit als "Leukose"
bezeichnet. Heute weiss man aber, dass der Lymphdrüsenkrebs, die
eigentliche Leukose, nicht, oder nur in seltenen Ausnahmefällen,
durch FeLV hervorgerufen wird. Deshalb wird die Bezeichnung Leukose,
weil irreführend, nicht mehr verwendet.
Die Krankheit wird durch das "Feline
Leukämie Virus
(FeLV)" hervorgerufen. Das Virus findet sich vor allem bei
Stadtkatzen, die Freigang haben. Es wird im Speichel, Nasensekret
und Urin ausgeschieden und kann so besonders bei Bissverletzungen
übertragen werden.
Deshalb sind unkastrierte Kater,
da sie häufiger kämpfen, die besonders stark bedrohte Katzengruppe.
Da das Virus mit dem Speichel übertragen wird, wird es aber
auch beim gemeinsamen Fressen aus
dem selben Napf weitergegeben. Dieser Infektionsweg
ist die Ursache für die recht hohe Zahl von an Leukämie
erkrankten Katzen in Tierheimen (bezügl. Schutzmaßnahmen
s.u.). |
Erkrankte Tiere sterben meist an einer Folgekrankheit
der unheilbaren Blutarmut (Anämie), seltener auch an Blutkrebs
(Leukämie) oder an Tumoren. Die Verminderung der leistungsfähigen
Abwehrzellen im Blut begünstigt außerdem die Ausbreitung
eigentlich harmloserer Krankheiten, wie Zahnfleischentzündungen,
Bindehautreizungen oder Bronchitis. |
Gegen FeLV gibt es eine Impfung. Wie
bei anderen Impfungen auch, wird zunächst eine Grundimmunisierung
(frühestens mit 12 Wochen) und dann eine Auffrischungsimpfung nach
weiteren zwei Wochen durchgeführt. Danach erfolgt immer nur noch
eine Impfung in jährlichem Abstand.
Die Impfung schützt vor allem Katzen, die als "normale"
Freigänger gelegentlich Kontakt zu infizierten, das Virus ausscheidenden
Katzen haben. In geschlossenen Gruppen, wie etwa Tierheimen
oder Katzenpensionen, in denen die Katzen nicht in Einzelboxen,
sondern in Gruppen gehalten werden , kann der Impfschutz
dann nicht ausreichend sein, wenn eine gerade viel Virus produzierende
Katze in die Gruppe hineinkommt.
Wie stellt man fest, ob eine Katze das Virus beherbergt?
Ihrer Tierarztpraxis genügen ein paar Tropfen Blut, um einen sogenannten
Schnelltest durchzuführen. Er zeigt
an, ob sich gerade aktive Viren im Blut Ihrer Katze befinden. Um
sicher zu sein, ob die Katze nicht vielleicht selbst mit dem Erreger
kurzen Prozess gemacht hat (man nennt das "Elimination"),
wird nach einem solchen "positiven"
Ergebnis ein zweiter Test durchgeführt.
Während der Wartezeit zwischen den beiden Tests sollte Ihre Katze
möglichst nicht mit weiteren, fremden Katzen in Kontakt geraten.
Sie kann aber zunächst, bis das endgültige Ergebnis feststeht, mit
anderen, schon immer mit ihr zusammen lebenden Katzen gehalten werden,
weil sie die ja sowieso mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit
schon angesteckt hat. Nach Ablauf der 6 Wochen - Frist werden dann
alle Katzen erneut getestet. Erst dann kann man sehen, ob immer
noch Viren ("Antigene") im Blut sind. Und nur dann ist
die Katze tatsächlich als FeLV positiv anzusehen.
Was bedeutet "FeLV - positiv" für das weitere Leben
der Katze?
Sie muss NICHT eingeschläfert werden, wenn sie nicht schon insgesamt
so krank ist, dass kein katzengerechtes Leben mehr möglich ist.
Da aber jetzt bekannt ist, dass sie lebenslang das Virus ausscheiden
wird, sollte sie keinen weiteren Kontakt mehr zu Nicht - erkrankten
Katzen haben. Man behält also seine FeLV -
positive Katze ab sofort entweder allein und konsequent zu Hause,
oder man gibt sie in einen geschlossenen Bestand ohne Freigang,
in dem es nur "positive" Katzen gibt. Die Impfung
schützt, wie gesagt, Katzen, die nicht FeLV - Virusträger sind,
nur, wenn nur gelegentlicher, nicht aber, wenn dauerhafter Kontakt
zu "positiven" Katzen besteht.
Außerdem muss man aber dafür sorgen, dass die Katze, deren Immunsystem
ja geschädigt wird, rechzeitig, konsequent und ausreichend lange
behandelt wird, wenn sie "normale" Krankheiten, wie etwa
Schnupfen, Kratzer oder Durchfall bekommt. Gehen Sie mit einer "positiven"
Katze bitte immer gleich in die Tierarztpraxis! Und bitte informieren
Sie das Praxisteam, dass Ihre Katze das Virus ausscheidet, dann
können bessere Desinfektionsmaßnahmen ergriffen werden.
Noch ein Wort zum Thema "Impfung":
In letzter Zeit werden öfter Tumoren, die sogenannten "impfassoziierten
Fibrosarkome"an den Stellen beobachtet, an denen die
Impfspritzen gegeben werden. Etwa 1 von 1000 bis 10 000 Katze erkrankt
daran. Deshalb wird neuerdings empfohlen, Katzen ab einem Alter
von 5 - 6 Jahren nur noch dann weiterhin gegen FeLV zu impfen, wenn
es besonders viele "positive" Katzen in der Nachbarschaft
gibt.
(In neuerer Zeit hat sich aber heraus gestellt, dass die Sarkome
auch an Stellen auftreten, an denen nachweislich andere Spritzen
gegeben worden waren. Man spricht deshalb jetzt von "injektionsassoziierten",
also im Zusammenhang mit Spritzen aller Art auftretenden, Tumoren.
Eine spezielle Gefährdung bei Impfungen besteht, allen in Funk,
Presse und Fernsehen verbreiteten Unkenrufen zum Trotz, nicht!)
Auch Sie selbst können dazu beitragen, die Zahl der Tumoren niedrig
zu halten: Eine kleine Schwellung nach einer Impfung ist ganz normal.
Sollte aber 4 - 6 Wochen nach der Spritze immer noch ein "Knubbel"
zu fühlen sein, lassen Sie den vorsichtshalber großflächig entfernen
und UNBEDINGT untersuchen (in einem Speziallabor). Bitte nicht warten,
bis die Knubbel Walnussgröße erreicht haben!
Immer häufiger tritt die Krankheit
"KatzenAIDS" (FIV)
auf, die vom "Felinen Immundefizienz
- Virus " verursacht wird. Genau
wie bei der menschlichen AIDS-Infektion dauert es eine Weile, bis
eine Katze sichtbar erkrankt.
Vorzugsweise sind ältere Kater
betroffen, denn auch dieses Virus wird vornehmlich
im Speichel ausgeschieden und durch Bisswunden
beim Kämpfen übertragen. Die wichtigste Vorbeugemaßnahme
ist deshalb die rechtzeitige Kastration, damit Ihr Kater
erst gar kein ausgeprägtes Revierverhalten entwickelt. Sollte
es in Ihrer Nachbarschaft einen "alten Haudegen"
geben, den Sie im Verdacht haben, Virusausscheider zu sein,
sprechen Sie doch mal dessen Besitzer auf einen FIV - Test,
der ähnlich durchgeführt wird, wie der FeLV - Test, an (Vielleicht
sind sie eher bereit dazu, wenn Sie die Kosten übernehmen?) |
Da das Virus das Immunsystem zerstört, sind infizierte
Katzen ebenfalls viel anfälliger für "normale"
Krankheiten. Besonders häufige Anzeichen für das Vorliegen
einer KatzenAIDS- Infektion sind Zahnfleischentzündungen,
schlecht heilende Wunden und chronische Erkrankungen der
Blase.
Gegen FIV kann man nicht impfen.
Da das Immunsystem aber schon ausreichend mit anderen Dingen
beschäftigt ist, sollte man diesem auch keinen weiteren
Stress bereiten. Deshalb sollten FIV
- positive Katzen |
- Nicht mehr nach draußen gehen,
damit sie sich nicht andere Krankheiten einhandeln
- Nicht mehr gegen andere Krankheiten
geimpft werden, weil das ihr Immunsystem durcheinander
bringt
- Keine Medikamente erhalten, die
das Immunsystem beeinflussen (wie etwa Cortison oder "Paramunitätsinducer")
|
Um noch einige Jahre bei guter Qualität weiterzuleben, sollten
alle "normalen" Krankheiten des infizierten Tieres unbedingt
sofort behandelt werden, da das Immunsystem ja nicht richtig arbeitet.
Zusätzlich wirken eine gute Vitamin- und Mineralstoffversorgung
und gesundes Futter lebensverlängernd.
Außerdem sollten Vorsorgetermine wie regelmäßige dreimonatliche
Wurmkuren besonders genau eingehalten werden. Mindestens einmal
jährlich ist die Kontrolle von Nieren- und Leberwerten angezeigt,
die Aufschluss über die weitere Lebenserwartung infizierter Katzen
gibt. Sie liegt bei entsprechender Pflege etwa zwischen 2 und 7
weiteren Lebensjahren. Und das heisst konkret: Die Katzen, die FIV
- Infektion haben, sterben bei guter Pflege im selben Alter und
an den selben Krankheiten, wie andere Katzen auch!
Die dritte Immunerkrankung heißt
"Feline Infektiöse Peritonitis ( FIP )".
Sie tritt häufiger bei jungen Katzen unter
1 Jahr auf, und sie befällt vor allem das Bauchfell (Peritoneum)
und das Brustfell. Diese entzünden sich und bilden entweder viel
Flüssigkeit (feuchte Form) oder kleine Knötchen (trockene Form).
Die augenfälligen Krankheitsanzeichen sind Augenveränderungen, Lähmungen,
Bauchauftreibung oder Organschäden. Oft sind die Anzeichen aber
noch nicht ausgeprägt, so dass die Diagnose sehr schwierig zu stellen
ist.
Wie entsteht FIP?
Die Ursache für die Ausbildung einer FIP-Erkrankung in der Katze
ist eine Mutation eines eigentlich recht harmlosen
Darmvirus. Es heisst "Felines Corona Virus", abgekürzt
FCoV. Dieses Darmvirus ist weit verbreitet und NUR
das FCoV ist ansteckend. Es führt, wenn denn überhaupt krankmachend,
zu milden Durchfällen und kurzzeitiger Appetitlosigkeit.
Die tödliche FIP entwickelt sich nur in einigen, wenigen Katzen.
Das harmlose Virus verändert sich (Mutation) und wird von körpereigenen
Abwehrzellen, den Makrophagen, gefressen. Dort wird es aber nicht
zerstört, sondern es bewirkt über verschiedene Schritte zunächst,
wie jedes andere Virus auch, die Bildung von Antikörpern. Anders
als bei anderen Erkrankungen aber eliminieren diese Antikörper den
Erreger nicht, sondern sie ballen sich mit anderen Eiweißen zu sogenannten
"Immunkomplexen" zusammen. Da diese dann in einer Entzündung
der Blutgefäße münden, kann dann Flüssigkeit in die Bauch- oder
Brusthöhle oder in den Herzbeutel austreten (feuchte Form). Seltener
werden nur örtliche Entzündungen gefunden (Knötchen).
Wieso ist es so schwierig FIP sicher zu diagnostizieren?
Der erste Verdacht wird immer dann aufkommen, wenn eine Katze chronisch
krank ist und/oder behandlungsresistentes Fieber hat und/oder Antibiotika
keine Wirkung zeigen und/oder Organveränderungen vorliegen und/oder
eine Flüssigkeitsansammlungen in der Bauch- oder Brusthöhle gefunden
wird. Hier wird dann mit einer Spritze ein "Punktat"
entnommen und untersucht. Wichtig zu wissen: Nur etwa 50% der Katzen
mit "Wasser im Bauch" haben FIP, bei der übrigen Hälfte
ist eine andere Krankheit die Ursache (etwa Herz- oder Leberkrankheiten
oder auch Tumoren). Deshalb ist es wichtig, das Punktat immer genau
untersuchen zu lassen.
Große Probleme bereiten uns Tierärzten die Katzen, die
nicht äußerlich sichtbar FIP - verdächtig sind. Der
Bluttest, den man seit Jahren immer wieder durchführt, weist
nämlich nicht das mutierte FIP- Virus, sondern nur die Antikörper
gegen FCoV nach. Da aber ein grosser Teil der Katzen
eben genau dieses Virus ohne weitere Probleme beherbergt,
und eben NICHT an FIP erkrankt, hat
der alleinige Bluttest keinerlei diagnostischen Wert.
Die einzige Diagnosemöglichkeit für die nicht- feuchten
Formen bleibt die mikroskopische Untersuchung eines Stückchens
Gewebe, die Biopsie. Dies wird man natürlich nur dann in
Erwägung ziehen, wenn entweder die Katze im Rahmen der Kastration
sowieso gerade in Narkose liegt, oder wenn andere Umstände
zu einer solchen zwingen. |
Welche Tests sind denn aussagekräftiger als der "FIP -
Bluttest"?
Nur 50% der Katzen mit Baucherguss haben auch FIP , daher muss
die Katze auch organisch gecheckt (Herz, Leber, Nieren) und das
Bauchpunktat auf Bakterien, andere Viren, Pilze, Tumorzellen und
Parasiten untersucht werden, damit nicht leichtfertig die falsche
Diagnose FIP gestellt wird.
Da der Gehalt an bestimmten Proteinen im Bauchhöhlenerguss besonders
hoch ist, kann auch eine Messung und Differenzierung dieser Eiweiße
(Elektrophorese) weiterhelfen. Vorher
kann man den Gesamteiweißgehalt mit einer Schnellmethode auch in
der Tierarztpraxis abschätzen.
Mit Vorschusslorbeeren bedacht wurde ein Gentest, die so genannte
PCR. Hier wurde versucht, Kernbestandteile
(RNS) der FCoV - Viren von denen der mutierten FIP - Viren zu unterscheiden.
Nach neuerer Erkenntnis ist dies aber nun leider doch nicht möglich.
Auch die Blutuntersuchung auf Erhöhung "normaler" Parameter,
das so genannte "FIP - Profil"
scheint nicht so beweisend zu sein, wie ursprünglich angenommen,
denn ein großer Teil der Werte ist auch erhöht oder erniedrigt,
wenn andere Erkrankungen den Baucherguss verursacht haben.
Im Punktat kann man aber das Virus selbst (das "Antigen")
in den Fresszellen durch eine Spezialfärbung, die so genannte Immunfluoreszenz,
nachweisen. Den Immunfluoreszenztest führt man auch an Biopsieproben
durch. Im positiven Fall beweist dieser Test die FIP Infektion eindeutig.
Findet man jedoch kein Antigen, ist nicht zwingend daraus zu schließen,
dass die Katze nicht an FIP erkrankt ist.
Der "ultimative" Test ist also
nach wie vor nicht gefunden. Liegt aber bei einer Katze, die schon
eine Zeitlang kränklich ist, ein Baucherguss vor, und hat der Schnelltest
mit dem Punktat (die so genannte Rivalta Probe) in der Praxis den
Verdacht auf FIP ergeben, sind danach alle anderen Ursachen in der
klinischen Untersuchung ausgeschlossen worden, sollte ein Immunfluoreszenztest
veranlasst werden.
Was geschieht mit einer FIP - "positiven " Katze?
Durch normalen Kontakt unter den Katzen kann das mutierte FIP Virus
NICHT übertragen werden, ( nur das FCoV!! ) infektiös ist nur die
im Tier befindliche Flüssigkeit, die man einem anderen Tier einspritzen
müsste (und das tut ja schließlich keiner!) . Deshalb darf eine
FIP - erkrankte Katze zunächst weiterleben. Erst, wenn die Krankheit
zu unbehandelbaren Lebenseinschränkungen führt, muss die Katze eingeschläfert
werden.
Immer wieder liest man von angeblichen Heilungen FIP - kranker
Katzen. Hier stellt sich die Frage, in wie weit wirklich eine FIP
Erkrankung den Baucherguss verursacht hat (s.o.), und ob nicht viel
wahrscheinlicher eine andere Krankheitsursache erfolgreich therapiert
wurde. Wenn die FIP Erkrankung erst einmal sichtbar und mit messbaren
Krankheitserscheinungen am Tier ausgebrochen ist, ist sie unheilbar.
Versucht werden kann selbstverständlich eine lindernde Behandlung,
so lange die Katze noch nicht "leidet". Dazu gehört dann
auch (aber nur im sicher diagnostizierten Endstadium) der Einsatz
von Antibiotika, Cortison und Zytostatika. Erste Versuche mit dem
Einsatz von felinem Interferon sind nicht sehr ermutigend: Die behandelten
Katzen überlebten im Durchschnitt 5 - 14 Tage länger, als die nicht
behandelten (mdl. Mitteilung Prof. Kathrin Hartmann). Virusabtötende
Mittel sind leider so giftig, dass sie nicht nur die Viren, sondern
auch gleich die Patienten umbringen.
Kann man vorbeugen?
Da der eigentliche Verursacher ein Darmvirus, das FCoV, ist, wird
versucht, dieses zu vermindern. Ein einfacher und wirkungsvoller
Weg ist hierbei die Änderung des "Klo - Managements":
JEDES Mal, wenn eine Katze Kot abgesetzt hat
(der das FCoVirus ja enthält) wird die Streu ausgewechselt, also
3 - 5 mal täglich, je nach Anzahl der Katzen. Diese Vorbeugemaßnahme
ist besonders wichtig in Tierheimen und Katzenpensionen. Viel Arbeit,
die aber dazu beiträgt, FIP - Mutationen zu verhindern (und DAS
wollen ja schließlich alle, oder?)
Außerdem sollten Katzen, speziell in Pensionen oder Tierheimen,
nicht in großen Gruppen gehalten werden.
Denn hier ist die Gefahr größer, sich ständig wieder neu mit FCoV
zu infizieren und eher mal eine FIP zu bekommen. Junge
Katzen sollten nicht mit älteren zusammen gehalten werden,
damit sie nicht von diesen angesteckt werden. Ideal ist eine Haltung
in Einzelboxen. Auch sollten junge Katzen zunächst nicht nach draußen
gelassen werden, da dort die (Wieder- ) Ansteckungsgefahr mit FCoV
besteht. Erst wenn sie ein halbes Jahr alt sind, sinkt die Wahrscheinlichkeit
einer FIP - Mutation, dann steht dem Freigang (außer der vielbefahrenen
Straße natürlich ) nichts mehr im Wege.
Besser wäre es aber, FCoV - Infektionen auszurotten. Wichtig ist
es daher, Katzenbestände zu "erzeugen",
die FCoV -frei sind. Wie erreicht man das, wenn doch fast
alle Katzen infiziert sind?
Verantwortungsvolle Züchter machen es vor: Da neugeborene
Katzenwelpen in den ersten 5 Wochen ihres Lebens durch die
Muttermilch geschützt werden, werden für die trächtigen
Mütter kurz vor der Geburt sogenannte "SPF - Zimmer"
eingerichtet, in denen peinlich genaue Hygienevorschriften
strengstens und immer ( !!) beachtet werden. Es darf nur
von einer einzigen Person betreten werden, die zudem immer
penibel saubere, gewechselte Kleidung trägt (kein Kontakt
mit den anderen Katzen des Bestandes!). Außerdem müssen
bei jedem Betreten die Schuhe und die Hände desinfiziert
werden. |
Nach 5 Wochen werden die Welpen abgesetzt und die Mutter, die ja
FCoV - Trägerin ist, wird zurück in den Bestand gebracht. Die Babys
hingegen bleiben weiterhin auf der Isolierstation, wo sie ohne das
Virus bis zur 16. Woche großgezogen werden. Dieses anspruchsvolle
und vom Züchter einiges Wissen und Disziplin verlangende "Early
weaning" Methode wird seit einiger Zeit mit großem Erfolg
in England praktiziert. Anfangs hatte man Angst, dass sich die Welpen
nicht "normal" entwickeln würden, also "Monsterkatzen"
würden. In den ersten 5 Wochen werden sie aber offensichtlich genügend
von der Mutter angeleitet, um richtiges Katzenverhalten zu erlernen.
Und der intensive Kontakt zu einem menschlichen Mutterersatz führt
dazu, dass die Kätzchen besonders menschenbezogen sind, und das
finden die meisten Katzenbesitzer eher gut, Sie nicht?
In schlussendlich FCoV - freien Beständen ist es übrigens sinnvoll,
tatsächlich einen "FIP - Test", also einen Bluttest auf
FCoV - Antikörper bei jedem Tier durchzuführen, das neu in den Bestand
eingebracht wird, schließlich will man die Zucht ja virusfrei halten!
Und was ist nun mit der Impfung?
Impfungen sollen normalerweise bewirken, dass sich "Antikörper"
gegen einen Erreger bilden. Da aber die FIP Erkrankung gerade dadurch
gekennzeichnet ist, dass sich aus den Antikörpern Immunkomplexe
bilden, die die Krankheit erst richtig schlimm machen, wäre eine
"normale" Impfung mittels Spritze nicht hilfreich, sondern
eher schädlich.
Es gibt aber einen Impfstoff gegen FCoV (fälschlicherweise
als FIP - Impfstoff bezeichnet, aber Sie wissen ja jetzt, dass es
den FIP - Erreger gar nicht gibt, sondern dass er aus FCoV entsteht),
der in die Nase geträufelt wird und dort, weil er Antikörper nur
bei niedrigen Temperaturen entstehen lässt, einen gewissen örtlichen
Schutz bewirken soll. Verschiedene Studien hierüber kommen mal zu
positiven, mal zu negativen Ergebnissen, sind sich aber in einem
Punkt einig: Die Impfung schadet nicht! (Meine persönliche Meinung:
"Nicht schaden" allein ist mir zu wenig, da der Nutzen
nicht überwältigend gut zu sein scheint, impfe ich in meiner Praxis
nicht gegen FCoV, aber diese Entscheidung trifft jede/r für sich
allein!)
Fazit:
- Katzen AIDS und FeLV sind zwei verschiedene Viruserkrankungen,
die die Zellen des Immunsystems schwächen.
- Gegen FeLV kann man impfen, gegen Katzen AIDS nicht
- Freilaufenden Katzen sollte neben der üblichen, jährlichen
Katzenseuche -, Katzenschnupfen - und Tollwut- Impfung
unbedingt dem Bluttest auf FeLV und FIV unterzogen werden
und, wenn er negativ ist, bis etwa zum 6. Lebensjahr regelmäßig
jährlich auch eine Impfung gegen FeLV erhalten.
- Wegen der Gefahr der "impfassoziierten Tumoren"
sollten Sie immer dann einen "Knubbel" an der
Injektionsstelle entfernen lassen, wenn er länger als
6 Wochen nach Impfung noch zu fühlen ist
- An FIV oder FeLV erkrankte Katzen müssen NICHT eingeschläfert
werden, solange sie keine Beschwerden haben, die ein katzengerechtes
Leben nicht mehr zulassen; Sie müssen aber von gesunden
Katzen getrennt gehalten werden, damit sie diese nicht
anstecken.
- FIP ist selbst keine Infektionskrankheit, sondern entwickelt
sich in seltenen Fällen aus der Infektion mit Coronaviren,
den FCoV. Deswegen ist FIP nicht ansteckend, wohl aber
das harmlosere FCoV, aus dem die FIP in seltenen Fällen
entsteht.
- Die wichtigsten Vorbeugemaßnahmen sind neben dem besonders
häufigen Streuwechsel in den Katzentoiletten, die Haltung
in kleinen (Tierheim-) Gruppen und die Verhinderung der
Ansteckung durch den Bestand ("Early weaning").
- Der Nutzen der Impfung gegen FCoV (sogenannte FIP -
Impfung) bleibt umstritten, schaden tut sie den geimpften
Katzen aber nicht
|
Mit freundlicher Genehmigung von Frau
Dr. Petra Sindern ©
März 2004
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